Scrum – Die Rollen im Überblick

Scrum - Die Rollen im Überblick

Es gibt im Unterschied zu schwergewichtigen Prozessen nur sehr wenige Rollen in Scrum.

Wie bei anderen Prozessmodellen gilt auch für Scrum: Rollen sind in der Regel keine Stellen (Positionen) im Organigramm eines Unternehmens. Sondern es sind Verantwortlichkeiten, die Mitarbeiter auf Zeit übernehmen.

Im Organigramm werden diese Mitarbeiter z.B. als Teamleiter oder Lead-Entwickler bezeichnet. Das bleiben sie auch dann, wenn sie in einem Projekt z.B. die Rolle des Scrum Masters übernehmen.

Anders kann es aussehen, wenn es eine zentrale Organisationseinheit gibt, der mehrere Scrum Master zugeordnet sind, die temporär in Projekte einsteigen. Dann kann es sein, dass sie im Organigramm explizit als Scrum Master aufgeführt werden. Also mit der Rolle, die sie am häufigsten ausüben.

Dasselbe gilt für die Rolle des Product Owners, die ebenfalls von vielen Positionen des Organigramms wahrgenommen werden kann: Vorstand, Produktmanager, Abteilungsleiter, Marketingleiter etc.

Der Product Owner

Der Product Owner steuert und treibt die Produktentwicklung voran durch das Formulieren und Priorisieren von Anforderungen an das Produkt. Dazu stimmt er sich mit allen relevanten Stakeholdern ab.

Der Product Owner ist verantwortlich für:

  • die Features des zu erstellenden Produkts.
  • den ROI (Return On Investment) des Produkts.
  • die Erstellung und Verwaltung von Anforderungen im Product Backlog.
  • die Sicherstellung, dass das Entwicklungsteam an den richtigen Dingen arbeitet. Wobei sich „richtig“ nicht auf technische Aspekte bezieht, sondern auf die geschäftliche Sicht.
  • die Entscheidung darüber, ob etwas, woran in einem Sprint gearbeitet worden ist, „fertig“ ist oder nicht. D.h. der Product Owner besitzt die Bedeutungshoheit über die Definition von „fertig“ (in Scrum bezeichnet als „definition of done“).

Wichtig ist, dass der Product Owner kein Komitee oder sonst wie bezeichnete Gruppe ist, sondern eine Einzelperson. Er ist die zentrale Anlaufstelle für alles, was mit Anforderungen und Produktfeatures des Projekts zu tun hat.

Das bedeutet natürlich nicht, dass er alles allein wissen und können soll. Er kann sich mit beliebig vielen Leuten austauschen, die etwas beitragen können zum Gelingen des Projekts im Hinblick auf das, was das Produkt leisten soll.

Er bündelt jedoch all diese Kontakte und erleichtert dadurch dem Entwicklungsteam die Arbeit, damit es sich nicht mit vielen verschiedenen Beteiligten auseinandersetzen und die möglichen Interessenkonflikte auflösen muss. Das übernimmt der Product Owner und hält dadurch dem Entwicklungsteam den Rücken frei und sorgt für eindeutige und klare Anforderungen, die widerspruchsfrei sind.

Der Product Owner hat das Recht, endgültige Entscheidungen zu treffen über die Produktfeatures und die Reihenfolge, in der sie implementiert werden sollen.

Der Scrum Master

Der Scrum Master ist der Methodiker, der weiß, wie gearbeitet werden soll. Er kennt Scrum in- und auswendig und vermittelt sein Wissen an das Scrum Team und die Stakeholder. Zudem kümmert er sich darum, dem Entwicklungsteam die Arbeit zu erleichern.

Der Scrum Master ist verantwortlich für:

  • die Sicherstellung, dass das Entwicklungsteam, der Product Owner und andere am Projektergebnis interessierte Stakeholder der Organisation Scrum kennen, akzeptieren und richtig anwenden.
  • die Beseitigung von Hindernissen und Blockaden, die die Arbeit des Entwicklungsteams erschweren und sorgt dafür, dass das Entwicklungsteam fokussiert arbeiten und liefern kann.
  • das Erhöhen der Produktivität des Teams.
  • die Abschirmung des Entwicklungsteams nach außen in methodischer und organisatorischer Hinsicht, damit sich das Entwicklungsteam voll konzentrieren kann auf die Entwicklung des Produkts.
  • das Katalysieren einer guten Kommunikation zwischen dem Product Owner und dem Entwicklungsteam.

Der Scrum Master:

  • ist der beste Freund des Teams und tut alles dafür, dass es sich wohl fühlt, über alle für die Entwicklung erforderlichen Hilfsmittel verfügt und fokussiert und produktiv arbeiten kann.
  • ist NICHT derjenige, der inhaltlich so viel über das Produkt weiß wie der Product Owner oder entwickeln können muss wie das Entwicklungsteam.
  • organisiert weder das Team noch dessen Aufgaben, denn das Entwicklungsteam organisiert sich selbst.
  • unterstützt das gesamte Scrum Team durch Coaching und Training, damit methodisch sicher und fokussiert gearbeitet wird, um hochwertige Produkte in kurzer Zeit zu erstellen.
  • sollte im Verlauf des Projektes von dem, was die anderen Teammitglieder tun, so viel aufnehmen, dass er bei Bedarf zielgerichtet moderieren kann.

Das Entwicklungsteam

Das Entwicklungsteam leistet „die echte“ Arbeit. Es setzt die Anforderungen in lauffähige Software und Features um. Dazu kommuniziert es intensiv mit dem Product Owner und wird unterstützt vom Scrum Master bei allen Problemen, die nicht direkt mit der Entwicklung zu tun haben.

Das Entwicklungsteam ist verantwortlich für:

  • die Lieferung des Produktes.
  • die Qualität des Produktes.
  • die Analyse von Anforderungen.
  • die Zusammenarbeit mit dem Product Owner und den Anwendern (bei Sprint Reviews).
  • die Mitgestaltung der Zielrichtung durch Bewertung von Product Backlog Items.
  • das Design des Produktes.
  • die Implementierung und den Test des Produktes.
  • die Lieferung eines lauffähigen Inkrementes in jedem Sprint.
  • seine Selbstorganisation im Hinblick auf die Abarbeitung der Aufgaben.
  • Schätzungen und die Prognose, wie viele und welche Items aus dem Product Backlog es im nächsten Inkrement liefern kann und wird.
  • die Pflege des Sprint Backlog.
  • Entscheidungen, welche Aufgaben in einem Inkrement wie umgesetzt werden.
  • die Überwachung des Fortschritts bis zur Erreichung des Zieles des Sprints.

Ein Entwicklungsteam besteht üblicherweise aus 3-9 Personen, ist interdisziplinär besetzt und verfügt über das gesamte Knowhow, das zur Erstellung des Produktes erforderlich ist. Das ist auch der Grund für die Mindestanzahl von 3, weil bei weniger als 3 Personen in aller Regel nicht das gesamte für die Entwicklung erforderliche Knowhow im Team vorhanden ist. Die Obergrenze von 9 Personen resultiert daraus, dass bei mehr Personen der kommunikative Overhead zu groß wird.

Damit die Leistung des Entwicklungsteams über die ersten Sprints hinweg kontinuierlich ansteigen und dann auf hohem Niveau konstant bleiben kann, ist eine stabile Zusammensetzung des Teams enorm wichtig.

Veränderungen des Entwicklungsteam durch hinzukommende oder weggehende Personen führen unweigerlich für einige Springs zu einer Verringerung der Produktivität des Entwicklungsteams.

Der Kunde

Der Kunde ist keine Scrum-Rolle im engeren Sinne.

Dennoch ist er wichtig, denn der Kunde ist es, der die Produktentwicklung bezahlt, um das Produkt inhouse einzusetzen oder seinen externen Kunden anzubieten. Aus diesem Grund hält der Product Owner den Kontakt zum Kunden.

Der Kunde ist nicht unbedingt der Anwender, auch wenn das nicht ausgeschlossen ist.

Der Anwender

Der Anwender ist keine Scrum-Rolle im engeren Sinne.

Dennoch ist er wichtig, denn der Anwender ist derjenige, der das Produkt wirklich benutzt. Daher kennt er die konkreten Anforderungen häufig am besten und sollte im Sprint Planning und beim Sprint Review unbedingt hinzugezogen werden, um Anforderungen einzubringen und die Ergebnisse zu bewerten.

Das Management

Das Management ist keine Scrum-Rolle im engeren Sinne.

Dennoch ist es wichtig, denn das Management organisiert im Unternehmen die Linienfunktionen, Prozesse und Dienstleistungen und sorgt für die fachliche Weiterbildung der Mitarbeiter.

Ausblick

Dieser Artikel ist ein erster Überblick über die Rollen in Scrum.

In weiteren Artikeln beschäftigen wir uns mit den einzelnen Rollen im Detail.